Amazon Alexa befeuert Ambient Computing in Smart Homes

Amazons Sprachassistenzprogramm Alexa ist allgegenwärtig. Im Rahmen seiner Alexa Live-Präsentation hat der Tech-Gigant Amazon heute mehrere neue Technologien und Software-Updates für seine Alexa-Plattform veröffentlicht. Die meisten beziehen sich auf den Bereich Smart Home, aber viele betreffen den Einsatz von Amazons KI-gestützter Assistenzplattform in allen Lebenslagen.
In Kopfhörer, im Auto, im Hotel und im Büro. Und natürlich auch Zuhause, überall soll Alexa sein. “Unser Ziel ist Ambient Computing”, sagte mir Aaron Rubenson, Amazon VP für Alexa, gestern im Rahmen der Keynote. Ziel von Amazon ist es, dass man die Alexa Sprachassistenz-App immer verfügbar hat, egal wo man ist, und das sie unsichtbar wird, wenn man sie nicht braucht. Ob sie dabei technisch ans Smartphone gebunden oder VR-basiert ist, soll unerheblich werden.
Amazon hat auch bekannt gegeben, dass mittlerweile über 300 Millionen Smart-Home-Geräte mit Alexa weltweit verbunden sind. Gleichzeitig will man mit mehreren neuen Technologien Alexa zu verbessern, Alexa überall verfügbar machen und die Einrichtung von Smart Homes vereinfachen.
Inhaltsverzeichnis
Eine App, sie alle zu knechten
So soll die Integrationen mit dem von Amazon, Apple, Google und anderen gemeinsam entwickelten Smart-Home-Protokoll Matter vorangetrieben werden. Darüber hinaus will man neue Technologien für die “frustfreie Einrichtung” von Smart Home-Geräten lancieren und dank Multi-Admin-Technologie die Steuerung von Smart-Home-Geräten mit einer App eigener Wahl vereinfachen. Es soll also zukünftig nicht mehr nötig sein, die Amazon App, die Google Home App und Apples HomeKit App sowie von jedem Drittanbieter jeweils separat zu benutzen, um Smart Home Applicances der entsprechenden Ökosysteme zu verwalten.
Alexa Ambient Home
Das Alexa Ambient Home Dev Kit wird für die Integration von Smart Home-Geräte zentral sein. Damit können diese Smart Home Gadgets wissen, wann man im Urlaub ist, verstehen, dass gerade gestaubsaugt werden kann, weil man im Büro ist und auf dem Smartphone direkt Alarm schlagen, wenn etwa der Amazon Echo eine Fensterscheibe zu Bruch gehen hört oder den herkömmlichen Rauchmelder erkennt.
Alles Synchron
Die Synchronisierung der Modi zwischen allen Smart Home-Geräten, so dass sie im Schlafmodus leise sind, im Urlaubsmodus den Anschein menschlicher Aktivität aufrechterhalten und im Abendessensmodus Hintergrundmusik und eine angemessene Beleuchtung einschalten.
Routinen
Mit Alexa Routinen können Marken-Hersteller vorgefertigte Anweisungenihrer Kundschaft anbieten. Jaguar Land Rover beispielsweise führt damit eine “Gute Nacht”-Routine ein, die überprüft, ob das Auto verriegelt ist, den Kraftstoff- oder Ladestand abgleicht und sicherstellt, dass die Wegfahrsperre eingeschaltet ist.
Transfers
Mit Agententransfers kann Alexa für den Fall, dass das programm eine Anfrage nicht bearbeiten kann, kann diese an einen Assistenten weiterleiten, der dies auf datenschutzfreundliche Weise kann.
Promoted Skills
Mit Promoted Skills gibt es neu eine Möglichkeit für Developer von Alexa Skills, ihre Erweiterungen bei der Kundschaft von Alexa und Amazon gleichermassen zu bewerben. Und es gibt zukünftig mehr zu verdienen mit Skills. Statt 30 Prozent vom Umsatz für Jeff Bezos abzuzwacken, wird in Zukunft nur noch 20 Prozent Umsatzbeteiligung für Amazon Alexa Skills fällig, wenn man damit weniger als 1 Million US-Dollar pro Jahr verdient. Einen zeitlich begrenzten Bonus von 10 Prozent als Anreiz gibt es ebenso.
Alexa Conversation
Mit Alexa Conversation will Amazon einen reichhaltigeren, natürlicheren Konversationsstil in Skills anbieten.
Skills Quality Coach
Der Skills Quality Coach hilft beim Entwickeln von Skills, um bessere und nützlichere Skills zu erstellen.

Alexa Shopping Kit
Das Alexa Shopping Kit wiederum ist eine Schnittstelle, mit dem man innerhalb eines Skills Artikel auf Amazon verkaufen und bis zu 10 Prozent Empfehlungsgebühren zu verdienen. Quasi In-Skill-Käufe.
Interopabilität mit Drittherstellern
Eine der neuen Integrationen von Alexa wird beispielsweise in Drittanbieter-Kopfhörern wie beispielsweise von Skullcandy geschehen. Skullcandy bietet zwar schon seit langem “Hey Skullcandy” an, aber bisher nur in vergleichsweise begrenztem Umfang. In Zusammenarbeit mit Native Voice, einem Unternehmen, das Sprachassistenz für elektronische Geräte anbietet, kann man zukünftig die Skullcandy-Kopfhörer fragen, wo sich die Amazon-Bestellung befindet oder das Licht zu Hause einschalten. Alexa wird so nicht auf Skullcandy-Geräten ausgeliefert, aber in diesen dennoch auch mittelbar bedienbar.
Was klar scheint, ist, dass Amazon Alexa so ziemlich überall hin mitnimmt, wo es möglich ist. Audi, BMW, Ford, VW und Jeep haben Alexa-Unterstützung integriert, Disney hat es in seinen Vergüngungsparks und Resorts (wobei es dort als Hey Disney getarnt ist). Aber auch an vielen anderen Orten ist Alexa heute schon. Zu den physischen Orten, an denen Alexa jetzt eingesetzt wird, gehören Hotels, Krankenhäuser und Senioreneinrichtungen, sagte Aaron Rubenson, der Vizepräsident für Alexa bei Amazon. Es liegt auf der Hand, dass es für ältere Menschen lebensrettend sein kann, wenn sie ihre Wünsche einfach aussprechen oder akustisch um Hilfe bitten können, anstatt ein Smartphone oder ein anderes System zu benutzen, das manchmal auch einfach schwer zu erlernen ist.
Die Sprachsteuerung ist intuitiv, betont Rubenson. Man müsse nicht lernen, wie man sie benutzt.

Kein Monopol mehr?
Amazon legt eindeutig Wert auf ein nicht-monopolistisches Verhalten, indem es mehrere Multi-Assistenten-Erfahrungen anbietet und sich um die Integration mit weiteren Assistenzprogrammen und Technologien anderer Unternehmen bemüht. Die Kundchaft soll zukünftig besser selbst entscheiden können, welche Smart-Home-Geräte im Haus sind und damit auch welche welche Sprachassistenzprogramme.
“Jede Marke braucht eine Ambient-Strategie”, betont Rubenson. Amazon hat eigenen Angaben zufolge die Zahl der aktiven Alexa-Kundschaft in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt.
Auch wenn der Löewenanteil der heutigen Ankündigungen von Amazon natrugemäss die Developer-Seite betreffen – SDKs, Technologien und Programme für Marken und Entwickler, die Sprachassistenten und Ambient Computing in ihre Produkte, ihr User-Erlebnis und ihre Strategien einbauen –Was wir hier sehen, ist eine neue Strategie von Apple, Google und Amazon. Man arbeitet trotz Wettwbewerb stärker zusammen im Bereich Smart Home und KI-Assistenztechnologie und wird mit Matter und allem drum herum etwas schaffen können, was die beiden Hauptkonkurrenzen aus Cupertino und Mountain View nur schwer nachahmen werden können, meint John Koetsier von Forbes.
Wir dürfen also gespannt sein, wie stark sich Amazon im Smart Home-Segment machen wird und ob die Interopabilität und Matter nicht doch auch kleinen Herstellern zu grossem Ruhm verhelfen kann.
Quellen: Amazon Alexa Live (Englisch), Alexa Developer Blog (Englisch), Forbes (Englisch)
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