Fr. 22. Januar 2021 um 13:13

Clubhouse App: Keine Kommentare, keine Likes, nur Stimme – Und Datenschutzprobleme

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 2 Minuten

Sie ist gerade einmal ein paar Tage im App Store von Apple vertreten und geht durch die Decke. Die Clubhouse App ist ein soziales Netzwerk ohne Likes und Kommentare. Es wird lediglich mit der Stimme der Nutzer gearbeitet. Der riesige Erfolg des US-Start-Ups kommt aber nicht von ungefähr und auch Kritik am Datenschutz und dem System wird laut.

Clubhouse App: Großes Potenzial mit vielen Stolpersteinen

Dabei macht die App eigentlich eine Menge richtig, um sich von bisher bestehenden Social-Media-Systemen abzugrenzen. Nutzerinnen und Nutzer schreiben keine Kommentare und es werden auch keine Likes vergeben oder Inhalte geteilt. Es geht rein um die Stimme, denn die User eröffnen sowas wie Konferenzräume, um miteinander zu reden. Andere können diesen dann beitreten, den Diskussionen dann einfach nur still zuhören oder selbst sogar daran teilnehmen.

 

Es geht also absolut nicht darum, die meisten Likes zu holen oder wieder Bilder von Halbnackten an Stränden zu teilen, weil es das Konzept nicht vorsieht. Auch die obligatorischen Food-Porn-Fotos fallen damit hinten raus. Einfach nur reden, diskutieren und anderen zuhören. Eine Art von Podcast zum mitmachen oder eine Zoom-Konferenz ohne Video. Das Prinzip hat durchschlagendes Potenzial, denn in der heutigen Zeit hat man einfach sowieso schon das Gefühl viel zu wenig miteinander zu sprechen.

 

‎Clubhouse
Preis: Kostenlos+

 

Doch die App grenzt vor allem aktuell auch viele Personengruppen ganz klar aus. Beispielsweise können gehörlose Menschen nicht an der App teilnehmen. Es gibt keine Möglichkeit zur Texteingabe und auch Untertitel werden nicht angeboten. Zudem scheint durch die künstliche Verknappung (dazu gleich mehr) aktuell nur eine Elite-Auswahl in den Genuss der App zu kommen. Zwar regulieren die Bestimmungen ganz klar die Aussprache von Hass und Gewalt, doch unternommen wird dagegen aktuell nichts. Mittlerweile sind auch rechtsradikale Blogger auf Clubhouse ungehindert unterwegs, die trotz Aufrufen zu Gewalt und antisemitischer Sprechweisen nicht von der Plattform entfernt werden.


Clubhouse stellt virtuelle Konferenzräume für Audio-Gespräche zur Verfügung. Keine Kommentare, keine Likes, nur reden. (Bild: Kaboompics / Pixabay)

Künstliche Verknappung erhöht Hype und ein Datenschutzproblem

Herunterladen kann sie zwar jeder, doch nutzen ist eine andere Sache, denn die App limitierte seine Nutzerschaft aktuell stark. Lediglich Personen mit einem iPhone können die App herunterladen. Auf Android lässt sich Clubhouse derzeit nicht nutzen. Und zu allem Überfluss braucht ihr auch noch eine Einladung, denn ohne die geht gar nichts. Jeder Teilnehmende kann zwei weitere Personen einladen. Geschickte Verknappung, die absichtlich dazu führt, dass die App im Gespräch bleibt und ein Hype entsteht. Um so schwieriger es ist, irgendwo dazu zu gehören, um so begehrter das Produkt.

 

Clubhouse braucht übrigens Zugriff auf euer Adressbuch, um zu schauen, ob schon Freunde auf der Plattform unterwegs sind und ihr euch direkt vernetzen könnt. Dafür fragt die App auch noch lieb nach, doch dann wird euer Kontaktbuch mit allen Einträgen ohne euer Wissen hochgeladen. Das führt aktuell zu einem sehr kuriosen “Problem”: Die ADAC Pannenhilfe bereits über 3’000 Freunde und es darf durchaus bezweifelt werden, dass der ADAC Clubhouse aktiv nutzt. Denn die App legt sogenannte Schattenprofile von Telefonnummern an, die sich noch nicht registriert haben, was eben dazu führt, dass der ADAC wohl schon so gut dabei ist.

 

Damit dürften in einigen Wochen massenweise Menschen die Telefonnummern von unbeteiligten Dritten hochgeladen haben, was rechtlich zudem eine sehr schwierige Kiste ist. Denn laut der europäischen Datenschutzverordnung ist dieses eigentlich nicht erlaubt, doch stehen die Server der App nicht in der EU, sondern in den USA. Datenschützer warnen bereits davor, die Risiken abzuwägen. In den Datenschutzbedingungen der App heißt es zudem, dass die Daten gesammelt und auch weitergegeben werden können. Auch Gespräche sollen mitgeschnitten werden. Es bleibt also aktuell ein heisses Pflaster. Die Zeit wird zeigen, ob aus dem Hype lediglich eine Nebelkerze wird oder vielleicht sogar das nächste grosse “Internet-Ding”.

Das könnte Sie auch interessieren

Schreibe einen Kommentar

Insert math as
Block
Inline
Additional settings
Formula color
Text color
#333333
Type math using LaTeX
Preview
\({}\)
Nothing to preview
Insert
Teilen