Mo. 30. Oktober 2017 um 7:20

Review: Apple iPhone 8 Plus im Test

von Barbara Walter-Jeanrenaud 0 Kommentare
Lesedauer: 7 Minuten

Es ist Herbst und wieder ist ein Jahr vergangen. Was manche Leute am bunten Laub und Nebel bemerken, fällt anderen Menschen auf, wenn sie das neueste iPhone-Modell in die Hände nehmen können. Wir machen beides, Laub anschauen und das iPhone 8 Plus testen. Letzteres stellte sich im Test alltäglichen Aufgaben und musste Einiges ertragen, um an seine Grenzen geführt zu werden. Ob wir die erreicht haben, lest ihr nun hier.

Inhalt

  1. Gross, Glas, Gold – Design im Zeichen des Apfels
  2. Aussen gross, innen schnell: Display und Hardware
  3. Kamera
  4. Akku
  5. Preise und Verfügbarkeit
  6. Fazit

1. Gross, Glas, Gold – Design im Zeichen des Apfels

Wie auch schon im Hands-On beschrieben, beschreitet Apple mit dem iPhone 8 Plus in Puncto Design eher evolutionäre als revolutionäre Wege. Aus der metallenen Rückseite des Geräts wurde eine gläserne, von vorn betrachtet sehen sich das iPhone 7 Plus und das iPhone 8 Plus aber zum Verwechseln ähnlich. Mit seinen 5.5 Zoll ist es sehr gross, allerdings reiht es sich in die Riege der Top-Smartphones anderer Hersteller ein. Im selben Grössenbereich liegen zum Beispiel das HTC U11 oder auch minimal grösser das Samsung Galaxy S8.

 

Trotz seiner Grösse liegt das iPhone 8 Plus sehr gut in der Hand. Das Gerät hat ein sehr angenehmes Gewicht, auch wenn es schwerer ist als der Aluminium-Vorgänger. Durch die gläserne Rückseite ist es in der Hand sehr rutschfest, liegt es allerdings auf glatten Flächen, verrutscht es unglaublich schnell. Auch nach ein paar Wochen Dauernutzung traue ich mich noch nicht, es “mal eben schnell” abzulegen, ein Auge liegt immer auf dem Gerät.

Altbewährtes Design mit grossem Lifting

Bei unserem Testgerät handelt es sich um die goldene Version des iPhone 8 Plus. Gold ist allerdings nur der Rahmen aus Aluminium, der gläserne Rücken und die Vorderseite sind weiss. Durch das leicht ins Rosé gehende Gold wirkt das weiss sehr warm und keinesfalls “schrill”-weiss. Auf der Rückseite prangt im oberen Drittel mittig das Apple-Logo, oben links befindet sich die Kamera, die beim grossen iPhone 8-Modell längs oval angebracht ist. Im unteren Drittel befindet sich der Schriftzug “iPhone” sowie das CE-Siegel und weitere Angaben zum Gerät.

 

Auf der Vorderseite befindet sich die Home-Button-Fläche, welche wie schon beim Vorgänger kein richtiger Knopf mehr ist. Über dem Display befindet sich die Frontkamera. Am unteren Rand des Geräts befindet sich der Lightning-Anschluss zwischen den Lautsprechern und den Mikrofonen, am rechten Rand der SIM-Kartenslot sowie der An/Aus-Knopf. Links kommen wie schon seit Jahren bei Apple der Mute-Schalter sowie die Regler für Lauter und Leise zum Einsatz. In diesen Punkten gibt es also keine Neuerungen, alle Funktionalitäten und Positionen der Anschlüsse und Knöpfe bleiben gleich.

 

Dank der gläsernen Rückseite, welche für eine massiv bessere Leistung für die Antenne sorgt, sind die von uns meist liebevoll als “störende Balken” bezeichneten Antennenstreifen auf ein Minimum reduziert worden und finden sich nunmehr nur noch am rechten und linken Rand jeweils oben und unten. Das Design profitiert hiervon ungemein, das gesamte Smartphone wirkt wie aus einem Guss.


iPhone 8 Plus
Links das iPhone 8 Plus, rechts das iPhone 7 Plus im direkten Vergleich. (Bild: pocketpc.ch / Barbara Walter-Jeanrenaud)

2. Aussen gross, innen schnell: Display und Hardware

Wer bisher der Meinung war, dass das iPhone 7 Plus die Spitze der Apple-Geschwindigkeit ist, wird nun positiv überrascht werden. Das iPhone 8 Plus ist im direkten Vergleich immer ein gutes Stück schneller als der Vorgänger, welcher ja auch schon einige Geräte der direkten Konkurrenz in den Schatten stellen konnte. Im Inneren des Geräts verrichtet der neue Apple A11 Bionic Chip mit 64-Bit-Technologie und eingebetteten M11 Motion Coprocessor seinen Dienst. Dieser ist bockstark und laut Apples Aussage sehr energieeffizient, was sich im Alltagstest auch zu bewahrheiten scheint, hierzu aber beim Punkt “Akku” mehr. Das iPhone 8 Plus ist sehr performant, alle Anwendungen starten sehr schnell und zuverlässig.

 

Wir haben uns wirklich sehr viel Mühe gegeben, das Gerät an seine Grenzen zu bringen, sofern es der Alltagstest zulässt. Doch auch mit mehreren aufwendigen Apps wie LightX Fotobearbeitung und grafisch aufwendigen Spielen wollte das iPhone 8 Plus einfach nicht aufgeben! Wir konnten keinerlei Ruckler, Hänger oder Freezes feststellen, so sehr wie es auch versuchten. Das neue iPhone macht ganz objektiv betrachtet einfach nur Spass in der Bedienung.

 

Im Test wurde es auch intensiv zur Arbeit herangezogen. Sowohl das Erstellen von Artikeln, als auch das Bearbeiten von Fotos und die Bedienung von WordPress waren kein Problem. Auch in den Benchmarks von Geekbench 4 schneidet das neue grosse iPhone herausragend ab und stellt alle Konkurrenten und sogar das iPad Pro in den Schatten.

True Tone Technologie nun auch im iPhone 8 Plus

Das Display ist nun neu mit der True Tone Technologie des iPad Pro ausgestattet. Das bedeutet, dass die Displaybeleuchtung auf die Umgebung reagiert und so die Farbwiedergabe und die Helligkeit je nach Umfeld geregelt werden. Dies funktioniert sehr gut und man möchte das Feature, welches natürlich auf gewisse Weise mehr Luxus als notwendig ist, nicht mehr missen, wenn man sich mal daran gewöhnt hat. Fakt ist: True Tone braucht man nicht unbedingt. Man darf trotz der Vergleiche mit AMOLED immer noch sagen, dass Apple bis dato mitunter die besten IPS-Panels verbaut und True Tone nicht nur ein Gimmick, sondern tatsächlich eine feine Sache ist.

 

Im direkten Vergleich zu anderen Geräten, z. B. dem Samsung Galaxy S8, die über ein hervorragendes Display verfügen, macht es sehr viel her. Die IPS-Technologie von Apple im iPhone 8 schlägt sich also wacker, ist aber nur schwer mit AMOLED zu vergleichen. Ansonsten löst das Retina-Display in 1920 x 1080 Pixel bei 401 ppi auf, was eher durchschnittlich ist. Brillant ist es aber in jedem Fall, Farben werden schön und natürlich wiedergegeben. Das Touch-Panel reagiert sehr exakt auf Eingaben mit den Fingern und auch 3D-Touch ist natürlich wieder mit an Bord und funktioniert wie gewohnt.

 

iPhone 8 Plus Display
Das 5.5 Zoll grosse Display verfügt nun auch über die True Tone Technologie (Bild: pocketpc.ch / Barbara Walter-Jeanrenaud)

3. Kamera

Das iPhone 8 Plus beinhaltet eine 12 Megapixel starke Weitwinkel- und Teleobjektivkamera mit einer f/1.8 Blende für die Weitwinkellinse sowie einer f/2.8 Blende für die Teleobjektivkamera. Zudem ist sie mit optischem Zoom und bis zu 10x digitalem Zoom ausgestattet. Videos können in 4k aufgenommen werden, dabei sind die Einstellungen 24, 30 und 60 fps möglich. Zeitlupenvideos können mit 1080p in 120 fps oder 240 fps aufgenommen werden, Zeitrafferclips werden mit Stabilisator gedreht, so dass kaum störendes Gewackel auftritt.

 

Während der Aufnahme von 4K-Videos können 8 MP Fotos aufgenommen werden. Bei der Facetime-Kamera kommen 7 Megapixel zum Einsatz. Mit ihr kann man Videos in 1080p aufnehmen. Ausserdem verfügt sie über einen Retina-Blitz und Auto-HDR.

Formatverwirrung beim Videodreh

Was beim Videodrehen sauer aufstösst, ist das Format. Die wirklich wunderbar aussehenden Videoclips werden in den Formaten HEVC und H.264 komprimiert, sodass die bis zu 240 fps nicht sofort den kompletten Speicher füllen. Die Komprimierung geht hierbei nicht wirklich zu Lasten der Bildqualität. Schwierigkeiten hatten wir allerdings damit, die Videos in dem gegebenen Format hochzuladen. In den Kameraeinstellungen lassen sich aber die Aufnahmeformate ändern, von High Efficiency zu Maximale Kompatibilität. Allerdings lassen sich 4K-Videos mit 60 fps und 1080p mit 240 fps dann nicht mehr aufnehmen.

 

Das High Efficiency-Format (HEIF) ist bekanntermassen mit iOS 11 auf die Apple Geräte ab A9 SoC gezogen, also nichts, was spezifisch für das iPhone 8 Plus wäre, aber dennoch erwähnenswert an dieser Stelle.

 

Die Fotos werden sehr gut. Anders kann man das nicht ausdrücken, die Bildqualität ist hervorragend und eines neuen Highend-Smartphones würdig. Sie kommt an die des Google Pixel 2XL heran, auch wenn dieses noch über das ein oder andere Software-Feature mehr verfügt. Farben werden sehr natürlich wiedergegeben und auch Details gut angezeigt. Dennoch sieht man an den Bildern des Aquariums, dass das iPhone 8 Plus ebenfalls mit einer bekannten Schwäche von Smartphones zu kämpfen hat: Bei schwächeren Lichtverhältnissen ist es nicht einfach, bewegende Objekte scharf zu fokussieren. Der Autofokus bekommt in dieser Hinsicht Probleme, aber ein Phänomen, welches sich durchweg durch die Highend-Sparte auch anderer Modelle feststellen lässt.

 

Auch hier gibt es wiederum das “neue” HEIF-Format zu beachten, welches bislang nur von MacOS X nativ unterstützt wird. Unter Windows muss man erst mal konvertieren.

 

Mittels Apple-eigener Kamerasoftware lassen sich viele Bildeinstellungen beim Fotografieren verfeinern, wie zum Beispiel im Porträt-Modus. Hier können die Hintergründe verändert und angepasst werden und mit verschiedenen Effekten versehen werden. Insbesondere von den Lowlight-Ergebnissen waren wir im Test positiv überrascht. Die Quallen im Bild bewegten sich eher langsam und so wurde das Foto richtig gut. Der sehr schnell schwimmende Rochen hingegen konnte nicht so gut eingefangen werden und wirkt ein wenig verrauscht. Da er aber aus dem “nichts” auftauchte und hinter Glas war, war auch nicht auf ihn fokussiert. Die Frontkamera macht hübsche Selfies, die dank aufgefrischter Kamerasoftware noch ordentlich aufgehübscht werden können. Ein dezidierter Kameratest folgt an dieser Stelle in Kürze.

 

Alle Bilder in diesem Test wurden Out of the Box im Automatikmodus geschossen, es wurden keine nachträglichen Veränderungen vorgenommen. Da die Kameras des iPhone 8 Plus so viele neue Möglichkeiten bieten, würde es den Rahmen dieser Review sprengen. An dieser Stelle findet ihr in Kürze eine ausführliche Kamera-Review, in der wir uns ausgiebig mit allen Facetten der Hard- und Software beschäftigen werden.

4. Akku

Qi! Endlich! Was viele Leute mit einem Kopfschütteln abtun “Wer benutzt das schon”, lässt andere in Freudentaumel ausbrechen. Hintergrund sind hier die verschiedenen Ladegewohnheiten. Es gibt grob gesagt zwei Typen: Diejenigen, die ihr Handy innert kürzester Zeit vollgepumpt brauchen und nur einmal am Tag, respektive in der Nacht, voll laden möchten und eben diejenigen, die die Häppchen-Ladung bevorzugen, das Gerät also immer dann laden wollen, wenn sie es mal nicht in der Hand halten. Mit dem iPhone 8 Plus wird versucht, beiden gerecht zu werden, schliesslich wird niemand gezwungen, das Gerät kabellos aufzuladen. Aber es wird ermöglicht – und das ist eine gute Sache.

 

Mit dem Laden über Kabel ist das Gerät wie gewohnt durchschnittlich schnell geladen. Hier unterscheidet es sich nicht von den Vorgängern. Quick Charge oder Ähnliches ist nicht von Haus aus mit an Bord, Apple gibt lediglich an, dass über USB-Type-C-Adapter Fast Charge-Lösungen genutzt werden können. Beim wireless-charging dauert der Prozess ein wenig länger – klar, schon rein physikalisch gesehen gibt es über die Ladestationen immer etwas Verlust. Funktionieren tut es aber auf jeden Fall. Im Test kam im Alltag ein älteres Fatboy-Ladekissen aus alten Nokia-Windows Phone-Beständen zum Einsatz, was gut funktionierte. Ausserdem wurde natürlich der örtliche IKEA bemüht, um das Laden “on the go” in freier Wildbahn auszuprobieren. Auch dies klappte wie auch bei allen Qi-fähigen Konkurrenzgeräten in vollem Umfang.

Akkulaufzeit

Doch kommen wir zur Akkulaufzeit! Diese hat sich im Vergleich zum iPhone 7 Plus massiv verbessert. Bei normaler Alltagsnutzung mit einem achtstündigen Arbeitstag, vier Emailkonten, die sich automatisch aktualisieren, etwa 40 minütigen Musikstreaming auf dem Weg zur Arbeit, ein paar Runden Candy Crush Saga in der Mittagspause sowie der Verbindung mit der Apple Watch kamen wir auf eine Nutzungszeit von eineinhalb Tagen. Wir wollten es aber wissen und setzten das Gerät unter Stress: Nutzt man das iPhone 8 Plus zum Surfen, Filmen, Filmschauen, exzessiven Musikhören, spielt damit aufwendige Spiele und benutzt es als Navigationsgerät, so geht der Akku nach etwa zehn Stunden in die Knie.

 

Auch dies ist in Anbetracht unseres Stresstests immer noch ein guter Wert, im Vergleich dazu liessen wir ein Samsung Galaxy S8 simultan mit denselben Apps laufen, welches etwa eine dreiviertel Stunde früher in die Knie ging. Es gibt sicherlich noch stärkere Akkus auf dem Smartphonemarkt, für den Alltagsgebrauch ist der im iPhone 8 Plus befindliche Energiespeicher aber absolut ausreichend.

5. Preise und Verfügbarkeit

Günstig ist das iPhone 8 Plus mitnichten. Ab 959.- SFr. (909,- Euro) ist man dabei und erhält dafür das Gerät mit 64 GB internem Speicher. Als andere Speichervariante werden 256 GB für einen Gesamtpreis von 1’149.- SFr. (1079,- Euro) angeboten. Als Farben stehen Gold mit weissem Glas, Silver mit weissem Glas sowie Space Grey mit schwarzem Glas zur Verfügung. Lieferbar ist das iPhone 8 Plus bei Apple derzeit innerhalb von drei bis sieben Tagen, ausserdem gibt es das Gerät bei allen bekannten Onlineshops und im Fachhandel zu kaufen.

6. Fazit

Wer das iPhone 7 Plus mochte, wird auch das iPhone 8 Plus gut finden. Es ist stärker, schneller und stabiler als der direkte Vorgänger, was schonmal ein sehr hohes Niveau verspricht. Das Display, auf dem Papier nicht sehr viel stärker, sieht im direkten Vergleich um Längen besser aus, was wohl auch an der True Tone Technologie liegt. Alle Apps und Programme starten schnell und sind sehr stabil. Der neue Prozessor sorgt nicht nur dafür, dass das neue iPhone mehr Leistung bringt, sondern augenscheinlich auch für eine bessere Energieeffizienz – der Akku hält deutlich länger durch als beim iPhone 7 Plus. 

 

Die Kameraqualität ist sehr hoch und die neuen Software-Features machen Spass. Hierzu wird es aber in Kürze noch einen eigenen Kameratest geben. Die derzeitigen Cam-Highlights stammen von HTC mit dem U11 und Google mit dem Pixel 2 XL. Samsung ist ebenfalls sehr weit oben mit dem Note 8 und Galaxy S8 dabei. Gegen diese Boliden wird das iPhone 8 Plus antreten müssen. Auf den ersten Blick gehört es in Puncto Kameraleistung derzeit aber auf jeden Fall in die Top 5 der Geräte 2017.

 

Die Möglichkeit, das iPhone nun auch kabellos laden zu können, ist wunderbar. Neu ist die Technologie nicht, umso mehr freut es mich als bekennende “Häppchenladerin”, dass diese Technologie nun endlich (!) auch bei Apple angekommen ist. Auf das angekündigte zukünftige schnellere kabellose Laden sind wir bereits gespannt und werden euch zu gegebener Zeit einen Test nachliefern. Vor allem aber der Punkte, dass Apple das kabellose Laden dank offenem Qi integriert, sollte den Standard deutlich mehr unter den Menschen verteilen und die Akzeptanz somit erheblich steigern. Das könnte in Zukunft allen Fans des Wireless Charging deutlich helfen.

 

Insgesamt bringt Apple mit dem iPhone 8 Plus ein hervorragendes Highend-Gerät auf den Markt. Es ist in jedem Fall ein würdiger Nachfolger des iPhone 7 Plus und eine gute Fortsetzung der Reihe. Das kostet natürlich auch sehr viel Geld. Wer sparen möchte, kann problemlos auch zum iPhone 7 Plus greifen. Der Leistungssprung hin zum 8 Plus ist zwar schon gross, allerdings bemerkt man viele Performancevorteile erst dann, wenn man wirklich intensiv mit dem Gerät arbeitet. Wer ein sehr gutes Alltagsgerät von Apple sucht, wird auch mit einem älteren Modell zu einem niedrigeren Preis glücklich.

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