Sa. 05. April 2025 um 7:00

Kritische Meinung zur Nintendo Switch 2 – Gaming stirbt, wie wir es kennen

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 4 Minuten

Der japanische Videospiele-Gigant hat während der Nintendo Direct am 2. April ein Feuerwerk an Hardware und Spielen gezeigt. Endlich gibt es wieder einen Nachfolger für Mario Kart! Auch kommt Metriod Prime Beyond und FromSoftware kündigt einfach mal ein exklusives Souls-Like für die Nintendo Switch 2 an. Was für ein toller Start! Allerdings gibt es auch massig Kritik und vieles davon ist absolut nachvollziehbar. Schaut man nämlich genauer hin, ist die gezeigte Nintendo Direct auch ein weiterer Sargnagel in der aktuellen Abwärtsspirale des klassischen Gamings, wie wir es kennen.

Nintendo Switch 2 deutlich teurer als der Vorgänger – War aber zu erwarten

Einen Punkt, den ich noch nachvollziehen kann, aber durchaus irgendwie auch erwartet habe, ist der Preis der Konsole an sich. Mit 470 Euro (ohne Spiel) bzw. Schweizer Franken oder auch 510 Zähler mit einer digitalen Version von Mario Kart World, sind die UVPs im Vergleich zur ersten Nintendo Switch mit 330 Euro / Schweizer Franken ordentlich angestiegen. Eine Entwicklung, die wir durchaus in den vergangenen Jahren bei allen Konsolen beobachten konnten. Neue Generation bedeutete auch immer einen höheren Preis.

Natürlich muss man immer auch die Inflation mit einberechnen und die neue Switch 2 wird auch höhere Produktionskosten haben. Ärgerlich, dass der Aufpreis so hoch ausfällt, aber ehrlich gesagt, habe ich das erwartet. Ich bin sogar eher von einer UVP ab 499 Zähler ausgegangen. Erschreckend ist der Preis des Nintendo Switch 2 Pro Controllers. Dieser kostet satte 89.99 Euro bzw. Schweizer Franken und ist damit deutlich teurer als ein PS5- oder Xbox-Controller. Die Wenigsten werden sich mit den neuen Joy-Cons auf der Couch begnügen, da der Grip und das Gefühl der Knöpfe eher für den mobilen Einsatz ausgelegt sind.

 

Es wird also zunehmend klar: Gaming ist beileibe kein Hobby mehr, dass sich jede Schicht einfach leisten kann. Es entwickelte sich bereits damals schon von einem Entertainment-Bereich für viele zu einem Luxusgut für einige wenige. Das erleben wir auch in den aktuellen Preisentwicklungen. Löhne steigen kaum, Preise für Abos, Spiele und Konsolen steigen dafür kontinuierlich. Gaming ist ein Kulturgut, dass in meinen Augen allen irgendwie zugänglich gemacht werden sollte. Allerdings bewegt sich hier vieles in die falsche Richtung. Dazu aber später noch mehr.


Video: Nintendo

Problem mit Nintendo Game-Key-Cards – Spiele gehören euch nicht mehr

Mit den neuen Switch 2 Spielen kommt auch eine “Neuerung” von Nintendo ins Spiel. Die sogenannten Game-Key-Cards. Kauft ihr also ein Spiel im Laden als “physische” Edition, erhaltet ihr nun für die Nintendo Switch 2 eine sogenannte Game-Key-Card. Anders als bei den normalen Game-Cards müsst ihr das Spiel nach dem Einlegen der Key-Cards aus dem Nintendo eShop herunterladen. Die Game-Key-Card enthält lediglich den Lizenzschlüssel für das Spiel und wird beim Starten der heruntergeladenen und installierten Version abgefragt. Damit gehören die Spiele auf den Karten nicht mehr euch. Das wird zwar nicht alle Spiele betreffen, da es wohl durchaus noch Games gibt, die vollständig auf den Karten vorhanden sind. Aber Spiele, die nicht mehr vollständig auf die Karten passen – Cyberpunk 2077 dürfte hier ein Kandidat sein – sind dann vom Aussterben bedroht.

 

Das ist ein riesiges Problem, denn man kann sich definitiv nicht darauf verlassen, dass der Nintendo eShop oder gewisse Online-Funktionen ewig zur Verfügung stehen werden. Gute Beispiele sind die Stores für die Wii, Nintendo 3DS, PlayStation Vita oder auch PS3. Spiele, die dort verfügbar waren, sind für immer verloren. Verschwinden nun gewisse Nintendo Services im ewigen Äther, habt ihr nur noch Plastik-Schrott in den Regalen stehen. Ihr könnt nicht einmal die Spiele von den Key-Cards herunterziehen und in einem Emulator spielen, weil das Game auf den Cardridges nicht vorhanden ist. Das Konzept, leere Hüllen mit Game-Key im Retail zu verkaufen ist natürlich nicht neu, auch nicht für Nintendo, aber Nintendo treibt es hier mit seinen Game-Key-Cards nun nochmals mehr voran und auf die Spitze.

 

Auf der anderen Seite lösen die neuen Game-Key-Cards aber auch ein Problem, das digitale Spiele seit ihrer Einführung haben. Die Keys auf den Spielemodulen sind nicht an euren Account gebunden und die Lizenz auf den Schlüsseln agiert unabhängig. Die Switch 2 prüft lokal auf dem Gerät, ob der Schlüssel mit dem installierten Spiel übereinstimmt. Eine aktive Internetverbindung ist also nur für den Download des Spiels notwendig. Somit könnt ihr die Key-Cards quasi weiterhin an Freunde verleihen oder sogar verkaufen, damit auch andere die Spiele spielen können. Das geht mit herkömmlichen digitalen Versionen von Spielen eigentlich sonst nicht. Aber eben alles nur, solange Nintendo euch auch lässt.

Die neuen Game-Key-Cards enthalten das Spiel nicht. Sie sind lediglich der Schlüssel, um das Spiel herunterladen und spielen zu können. Bild: Nintendo

Mario Kart World kostet einfach mal 90 Euro/SFr. im Handel!

Kommen wir nun zum krassesten Punkt dieser ganzen Geschichte, denn das ist auch der Grund warum Gaming zum reinen Luxus wird und sich vermutlich auch irgendwann nur noch eine sehr privilegierte Schicht leisten können wird: Nintendo hat die offiziellen UVPs für Mario Kart World ebenfalls ins Netz gestellt. Die reine digitale Version aus dem Nintendo eShop kostet stolze 79.99 Euro bzw. Schweizer Franken. Wollt ihr eine “physische” Version des Spiels haben, zahlt ihr sogar saftige 89.99 Zähler! Das ist absurd hoch, selbst für einen Premium-Titel auf der Nintendo-Konsole. Auch Donkey Kong Bananza ist mit 69.99 Euro nun teurer geworden als der übliche Switch-Durchschnitt von rund 59.99 Euro bzw. Schweizer Franken.

 

Warum allerdings eine derart absurde Preisdifferenz zwischen Mario Kart World und Donkey Kong Bananza besteht, ist aktuell völlig unklar. Zudem sollte wirklich allen bewusst sein, dass Nintendo seine Preise für Spiele kaum bis gar nicht über lange Zeit rabattiert. Das heisst, Mario Kart World wird über viele Jahre, vermutlich die ganze Lebenszeit der Konsole, 90 Euro bzw. SFr. kosten! Und dann ist da noch das Problem, dass vermutlich das Spiel nicht einmal auf der Game-Key-Card vorhanden ist.

 

Sehen wir das also nun etwas strenger und kaufen uns die Switch 2 mit Mario Kart World und einem Pro Controller, sind das mindestens 600 Euro/SFr. und es ist unklar, ob nach 10 bis 15 Jahren die Konsole mit dem Spiel noch funktioniert. Im schlimmsten Fall zahlt ihr sogar 700.- wenn ihr Mario Kart World einzeln “physisch” kauft. Ein Nintendo 64, Super Nintendo, Dreamcast oder eine alte Xbox lassen sich jederzeit aus dem Schrank holen, starten und ihr könnt losspielen und so alte Klassiker geniessen. Das ist mit der aktuellen Konsolengeneration (nicht nur Switch und Switch 2) mittlerweile kaum bis eben gar nicht mehr möglich.

Das ist nur noch schwer zu ertragen. 90 Euro für ein Grundspiel? Nicht einmal eine Special-Edition? Screenshot: MediaMarkt / PocketPC.ch / Laser

Fazit: Ich freue mich auf die Switch 2, habe aber Bauchschmerzen

Bei all der Kritik: Ja, ich freue mich riesig auf die Nintendo Switch 2. Die Vorgängerkonsole ist nun acht Jahre alt und gerade die Präsentation von Mario Kart World, The Duskbloods und viele weitere Spiele liessen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und bei Nintendo darf man sich auch häufig auf die Spiele-Zukunft freuen. Vor allem wenn der japanische Videospie-Gigant ein neues 3D-Mario ankündigen wird, steht die Gaming-Welt wieder Kopf. Das sind Dinge, auf die man sich wirklich freuen darf und auch sollte.

 

So viel Licht wirft aber auch eine Menge Schatten und diese sind nicht gerade klein. Für die Erhaltung von Videospielen in der Zukunft sieht es enorm düster aus. Viele werden sich in einem von Preise-explodierenden Markt von Videospielen keine Games mehr leisten können. Und das gilt auch für Hardware, wenn wir uns einmal die Preise für Grafikkarten anschauen, um sich einen ordentlichen PC zusammenzubauen. Und es gibt auch aktuell erschreckende Gerüchte um GTA 6, wo das Grundspiel sogar 99 Euro/SFr. kosten soll. Wir sind also noch nicht einmal am Ende der Fahnenstange angelangt.

 

Dann kommt noch hinzu, dass die Spiele nicht einmal mehr uns gehören und uns auch jederzeit in der Zukunft weggenommen werden können. Wenn Nintendo seinen Service umbaut oder nicht mehr anbietet, werden wieder grossartige Spiele verschwinden und jüngere Generationen in 30 Jahren werden einstige Videospielgeschichte nicht mehr erleben können. Dabei ist Archivierung von Kunst und auch Videospiel-Kunst wirklich wichtig!

Es wird uns also nichts übrig bleiben, als auf die Willkür – besser oder vielleicht auch: die Abschätzung der Profitchancen – bei einzelnen Spieleschmieden angewiesen zu sein, dass man ein Remastered oder ein Classic für die übernächste Generationen der Konsolen verkaufen kann.

 

Bei all den schönen Dingen, die wir auf der Nintendo Direct gesehen haben, muss der Platz für die Kritik ebenfalls da sein und er sollte auch nicht vergessen werden. Gerade wenn wir auf die Preise für Videospiele schauen, dürfen Hersteller wie Nintendo nicht vergessen, warum sie da stehen, wo sie stehen. Kritik ist angebracht und wichtig. Und es hilft wirklich niemanden, wenn ein Markt, wo Milliarden von Menschen weltweit mittlerweile leidenschaftlich gerne Videospiele spielen, ganze Gesellschaftsschichten ausgeschlossen werden. Nur weil sich diese die Form von kultureller Unterhaltung nicht mehr leisten können. Und digital-only Spiele machen dem Gebrauchtmarkt nach und nach den Garaus, so dass man auch nicht mehr auf günstigere Games auf diesem Weg hoffen kann. “Familienfreundlich” ist da leider nichts mehr dran.

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