Sa. 29. Juni 2024 um 7:28

Review: Trimui Smart Pro Retro-Handheld Emulator-Konsole im Test

von Yves Jeanrenaud 0 Kommentare
Lesedauer: 7 Minuten

Seit RetroArch vor 14 Jahren veröffentlicht wurde, ist die softwareseitige Emulation unserer geliebten Videospiel-Konsolen aus der Kindheit – und auch davor – ein Kinderspiel geworden. Retro-Gaming ist auch deswegen weiter hoch im Kurs, weil man ohne viel Aufwand oder Kosten, die ganzen Spiele von Früher wieder zocken kann. Und das meist sogar in besserer Qualität – optisch wie audiotechnisch – sowie mit vielen zusätzlichen Funktionen. Gerade Retro-Handhelds, wie der Anbernic RG405V oder der Anbernic RG353V sind hier hoch im Kurs.

Nun haben wir uns den günstigen Retro-Handheld Trimui Smart Pro angesehen.

Lieferumfang des Trimui Smart Pro

Im Karton der Retro-Handheld-Konsole sind nur eine Kurzanleitung in Form eines doppelseitigen Einlegeblatts sowie ein USB-C-Kabel zum Aufladen des Trimui Smart Pro. Mehr nicht. Die Schutzfolie auf dem Display des Retro-Handhelds ist wirklich nur zum Transport gedacht und entsprechend auch unpräzise aufgebracht, mit Luftblasen und Überlappungen.

Hardware und Eigenschaften

Kommen wir zum Eingemachten. Im weissen Gehäuse des Smart Pro von Trimui steckt zunächst ein 4.96 Zoll grosses IPS-Display, das mit 1280×720 Pixel auflöst und mit 60 Hz wiederholt. Die Pixeldichte beträgt somit 294 ppi. Es hat einen deutlich sichtbaren, schwarzen Rahmen von mehreren Millimetern breite. Dahinter werkelt ein Allwinner A133Plus SoC. Dabei handelt es sich um eine übertaktete Variante des Allwinner A133, der damit auf bis zu 1.8 GHz läuft und die vier ARM Cortex A53 CPU-Kerne somit etwas leistungsfähiger macht. Als GPU kommt eine PowerVR GE8300 mit 660 MHz Taktfrequenz zum Einsatz.

 

Der Trimui Smart Pro Retro Handheld selbst ist dabei 188 x 80 x 17 mm gross und wiegt gerade mal 250 Gramm. Das ist schon mal nicht viel mehr als der Classic Game Boy von Nintendo mit 220 Gramm, wobei da noch die Batterien mit gut 14.5 Gramm das Stück dazu kamen. Der Smart Pro von Trimui ist mit einem 5000 mAh starken Lithium-Ionen-Akku ausgestattet, der für bis zu fünf Stunden Spielzeit ausreichen soll.


Trimui Smart Pro
Schlicht, der Trimui Smart Pro. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Tasten und Anschlüsse

Der Retro-Gaming-Handheld erinnert nicht nur wegen seines weissen Kunststoffgehäuses stark an die PS Vita von Sony. Auch die Anordnung der Tasten ist sehr ähnlich. Man hat beim Trimui Smart Pro nämlich nicht auf das Xbox- oder Nintendo-Layout gesetzt, also die beiden Analog-Sticks und das D-Pad sowie die Tasten versetzt angeordnet.

 

Links des Displays ist das graue Steuerkreuz und darunter ein Analogstick mit RGB-Ring zu finden sowie eine Menü-Taste mit dem Trimui-Logo. Das Logo des Herstellers ist auch in der Mitte des D-Pads zu sehen. Der Stick liegt tief Gehäuse und ragt nur wenig heraus, jedoch hat er keine eigene Drucktaste.

Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud

 

Rechts sind die vier Aktionstasten in der Nintendo-Anordnung X, Y, A, B verbaut und darunter ein zweiter Analogstick mit RGB-Beleuchtung. Auch sind hier die beiden kleinen Tasten für Select und Start zu sehen. Unter dem Display sind zwei 1-Watt-Stereolautsprecher und eine RGB-Statusleuchte in Form des Trimui-Logos verbaut.

 

Auf der Oberseite des Trimui Smart Pro sind vier Schultertasten, die Lautstärkwippe, ein Ein-Aus-Knopf sowie mittig ein USB-C-Port mit USB-OTG-Funktionalität angebracht. Die Unterseite birgt eine Öse für Trageschlaufen, ein Fn-Schiebeschalter, den USB-C-Anschluss zum Aufladen des internen Akkus und eine Mikrofon-Öffnung. Zudem sind hier der microSD-Kartenslot und ein 3.5-mm-Stereoklinken-Audioausgang verbaut.Interessant ist der kleine graue Bereich, auf dem Trimui Smart Pro zu lesen ist. Das ist kein herausnehmbarer Deckel oder ähnliches, aber es sieht aus, als wäre hier im Gehäuse ein Slot für einen HDMI-Ausgang vorgesehen.

 

Auf der weissen Rückseite ist nur die Modellbezeichnung des Smart Pro TC4050 von Trimui sowie die Konformitätslogos und Herstellerangaben zu lesen.

Auch WLAN nach IEEE 802.11b/g/n wird im 2.4-GHz-Frequenzbereich unterstützt und Bluetooth ist ebenfalls mit an Bord. Sogar ein Vibrationsmotor ist verbaut.

Software und Speicher

Als Software kommt ein nicht näher spezifiziertes Linux-basiertes Betriebssystem zum Einsatz. Dazu steht dem System 1 GB RAM und 8 GB eMMC-Flashspeicher zur Verfügung. Das reicht natürlich nicht. Darum können Spielesammlungen auf microSD-Karten mit bis zu 256 GB Kapazität gepackt werden.

 

Testeindruck

Zunächst fällt auf, dass der Retro-Emulator trotz seines geringen Gewichts recht hochwertig wirkt. Der Plastik des Gehäuses gibt nur minimal nach und ist zudem auch relativ resistent gegen Kratzer.

Software

Das Linux-Derivat liefert auf dem Trimui Smart Pro eine ordentliche Leistung und ein gut bedienbares System, auch weil das Interface auf Deutsch, Französisch und Italienisch auf zu haben ist.

 

Ein vertikal angeordnetes Menü mit Favoriten, Spielliste nach Konsolen sortiert sowie die zuletzt gespielten Games und einer Hand voll Apps lassen sich leicht und intuitiv bedienen. Das Menü des Trimui Smart Pro verletzt jedoch von Haus aus durch die verwendeten Graphiken, etwa aus der Pokémon Fernsehserie, womit etwa 46 verschiedene Spiele der beliebten Nintendo-Reihe zusammengeführt werden. Darum zeigen wir hier auch keine Screenshots des Trimui Smart Pro. Im Handel ist die Retro-Konsole von Trimui mit verschiedenen SD-Karten zu bekommen, die etwa bei der 256 GB-Variante gleich mal 13643 Games als ROM-Files mitbringt.

 

Diese sind jedoch nicht legal, da das Urheberrecht ja schliesslich noch nicht erloschen ist. Das wäre wohl erst nach 70 Jahren der Fall. Wir können an dieser Stelle also nur davon abraten, die Anbernic RG353V zusammen mit einer microSD mit Spielen im Bundle zu kaufen. Lediglich lizenzfreie oder freie Spiele, so genannten Homebrew, sind als sicher weil Gemeinfrei einzustufen.

Legal?!

Übrigens ist es auch ein weitverbreiteter Irrglaube, dass man ROM-Abbilder von Spielen downloaden dürfte, die man selbst als Original auf Cartige oder CD besitzen würde. Zwar gibt es sozusagen ein Recht darauf, eine Sicherungskopie, ein Backup, anzulegen. Jedoch geht die aktuelle Rechtsprechung eigentlich davon aus, dass auch dazu kein Kopierschutz überwunden werden darf und die Sicherungskopie nur zusammen mit dem Spiel weitergegeben werden darf und zudem die Kopie von einem selbst angefertigt werden muss. Der Download ist somit nicht in Ordnung, auch mit dem Originalspiel im Regal weil es nicht die eigene Kopie darstellt, und der Erwerb der vorgefertigten Speicherkarte aus der Chinabude ebenfalls nicht.

Video: Henry Krasemann

 

Hinter den quadratischen Kacheln der Spiele und Konsolen-Sammlungen steckt jeweils immer RetroArch, das auch dann über die Menütaste aufgerufen und benutzt werden kann. So ist jederzeit ein Speichern oder Laden möglich, das Einstellen von diversen Hardware-Spezialitäten und Filtern. So kann man etwa klassische Gameboy-Spiele einfach im ikonischen Grün-Look des Punktmatrix-LCD von damals zocken oder in Grau wie beim GameBoy Pocket später. Auch der GameBoy Color-Modus wird natürlich unterstützt und wahlweise der SuperGameBoy, der Adapter für den SNES. Das klappt alles tadellos und einwandfrei. Kaum mal verschluckt sich ein Spiel beim Start und fast alle Funktionen auf allen Konsolen laufen.

 

Firmware-Updates gibt es übrigens direkt vom Hersteller des Trimui Smart Pro auf GitHub. Übrigens kann mittels USB-Storage App auf dem Smart Pro auch die Konsole als Kartenleser an den PC angeschlossen werden. So braucht meinen microSD-Lesegerät mehr und kann direkt die Spielsammlung bearbeiten.

Netplay und USB- sowie BT-Controller

Multiplayer-Action gibt es über das Feature von RetroArch namens NetPlay. Dies emuliert beispielsweise bei GameBoy-Spielen ein Link-Kabel oder beim SNES, N64 oder der PlayStation die anderen Controller via WLAN. So können andere Personen via Netzwerkverbindung an einem anderen RetroArch-Handheld oder dem Rechner einfach mit-zocken! Das klappt soweit auch ganz gut, braucht jedoch etwas Einrichtungsaufwand. Zudem ist Netplay immer noch recht anfällig, was die Netzwerkkonfiguration an geht. 802.1q etwa torpediert gerne mal den stabilen Aufbau. Aber so kann man mit dem Trimui Smart Pro auch zu zweit oder zu viert die alten Klassiker wieder spielen.

 

Zudem kann an der Oberseite der Konsole auch per USB-C-Kabel ein anderer Controller angesteckt werden. Per USB-OTG kann dabei jedes Gamepad genutzt werden, das mit 500 mA Stromversorgung zufrieden ist. Auch per Bluetooth kann ein Gamepad gekoppelt werden. In beiden Fällen muss dann aber in den Einstellungen die Tastenbelegung konfiguriert werden. Danach funktioniert das aber auch problemlos, auch als zweites Eingabegerät etwa, so dass man zu zweit ohne weitere RetroArch-Konsole oder -Installation am Trimui Smart Pro spielen kann.

Display und Sound

Das Display ist hell und klar und mit seinen von 1280 x 720 Pixel identisch zur Nintendo Switch aufgelöst. Es ist technisch bedingt sehr blickwinkelstabil und einigermassen kontrastreich. Da der Bildschirm jedoch auch ohne Schutzfolie spiegelt, ist der Gaming-Handheld Trimui Smart Pro in direkter Sonneneinstrahlung nur sehr bedingt zu gebrauchen.

 

Der Sound der verbauten beiden kleinen Lautsprecher ist zudem erstaunlich gut. Für alle Retro-Titel von SNES bis N64 und PSOne, die wir ausprobierten, gab es nichts auszusetzen beim Klang. Auch via Kopfhöreranschluss klingt alles so, wie es soll beziehungsweise wie RetroArch es emulieren kann. Hier ist man natürlich stark von der libretro-Bibliothek des jeweiligen Systems abhängig. Die Fortschritte hier sind aber in den letzten Jahren so dermassen beachtlich, dass sich auch bei minderpotenter Hardware wie im Trimui Smart Pro etwa keine Probleme mehr auftun.

 

Schade nur, dass sich kein HDMI-Kabel anschliessen lässt. Das hätte den Trimui Smart Pro nochmals deutlich vielseitiger gemacht.

Tasten und Leistung

Die Tasten des Smart Pro Handhelds von Trimui sind allesamt gut verarbeitet, wackeln nur leicht im Gehäuse und haben alle einen guten Druckpunkt. Sie sind auch vergleichsweise leise. Einzig die zweiten Schultertasten ZR und ZL sind sehr laut.

Die Funktion des FN-Schieber lässt sich in einer eigenen App konfigurieren. So kann sie etwa die RGB-Beleuchtung der Analog-Sticks steuern oder den Stromsparmodus. Andere Funktionen, die ich mir gewünscht hätte, etwa Cheatmodus oder Speed-Steuerungen, sind leider nicht möglich.

 

Die Leistung des übertakteten Allwinner A133 SoC ist für alle Games auf dem Retro-Handheld von Trimui durchaus ausreichend. Auch N64-Spiele, naturgemäss die anspruchsvollsten aus dem Portfolio des Smart Pro, lassen sich ohne Ruckler und Probleme zocken. Ebenfalls ist die Emulation des PS1-Profils kein Problem für den kleinen Handheld.

Preis und Fazit

Der Trimui Smart Pro ist für gerade mal 76.68 Euro bzw. 73.41 SFr. bei Geekbuy zu haben mit er 64 GB Speicherkarte inklusive. Wer mehr Speicherplatz braucht, kann zu grösseren Angeboten greifen oder einfach eine günstige 256 GB microSD selbst besorgen und bespielen. Neben der hier getesteten weissen Version gibt es den Smart Pro Handheld von Trimui auch in klassischem Grau mit Lila Tasten wie beim Gameboy aus den 80ern sowie in einer schwarzen Variante.

 

 

Insgesamt ist der Trimui Smart Pro eine tolle Retro-Handheld-Konsole mit passabler Akkulaufzeit und gutem Display sowie guter Leistung. Leider ist kein Vieoausgang in Form eines HDMI-Ports mit dabei. Das macht den Nutzen der USB- und Bluetooth-Verbindung für weitere Controller etwas geringer. Auch ein Touchscreen wäre vielleicht nicht schlecht gewesen. Ansonsten gibt es für das Geld nichts auszusetzen und für das Retro-Gaming unterwegs und Zwischendurch ist der Smart Pro von Trimui sicher keine schlechte Wahl.

Video: Andy zockt

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