Review: UGREEN NASync DXP4800 Plus NAS im Test

Den Hersteller UGREEN kennen viele wohl eher von Ladegeräten, Kabeln und anderem Zubehör für Smartphone und Gadgets. Doch nun betritt UGREEN die grosse Bühne und will mit seinen neuen Network Attached Storage (NAS)-Systemen die Marktstellung von Synology und QNAP angreifen. Und warum auch nicht? Wettbewerb ist nicht verkehrt und wir haben uns angesehen, was die Geräte von UGREEN so können. Dazu liegt uns ein UGREEN NASync DXP4800 Plus NAS zum Test vor.
Inhaltsverzeichnis
Lieferumfang des UGREEN NASync DXP4800 Plus
Im Karton mit dem UGREEN NAS DXP4800 Plus kommt zusammen mit dem passenden Netzteil, das stolze 150.1 Watt Ausgangsleistung liefert. Dabei kommen 19 V und bis zu 7.9 A zum Einsatz. Weiter befinden sich im Lieferumfang des NASync von UGREEN zwei 10 GBit Ethernet-Kabel, eine englischsprachige Anleitung für das Netzteil mit abnehmbarem Kaltgerätekabel, eine Garantiekarte sowie eine gedruckte Anleitung auf Englisch, Deutsch und Chinesisch. Zwei Öffnungswerkzeuge, ein kleiner Kreuzschlitzschraubenzieher und 16 Festplattenschrauben sowie zwei Wärmeleit-Pads für SSD-Speicher runden das Paket ab.
Hardware und Eigenschaften
Das UGREEN NASync DXP4800 (Plus) ist ein 4-Bay NAS-System, in das vier Festplatten und zwei NVMe SSD-Speicherriegel im Format M.2 2280 passen. Das schwarze Aluminiumgehäuse ist 257.5 x 178 x 178 mm gross und wiegt knapp über 6 kg. Auf beiden Seiten des Gehäuses steht der Herstellername UGREEN.
Anschlüsse und Bedienelemente
Während auf der Vorderseite die vier Einschubschächte für vier SATA-6 Festplatten, optional auch als SAS angesprochen werden, zu finden sind, kann hier auch allerlei angeschlossen werden. Unter den Festplattenschächten ist der Ein-Aus-Knopf mit Status-LED sowie fünf weitere LED zu finden: Neben der Anzeige für Netzwerkaktivität ist für jede der Platten jeweils eine weisse, kleine LED verbaut. Daneben ist ein SecureDigital (SD) 3.0-Speichertkarten-Slot zu finden ein USB-Typ-C Port mit USB 3.2 Gen 2 mit Datenraten von bis zu 10 Gb/s sowie ein USB-A-Anschluss, der dank USB USB 3.0 Gen 2 wenigstens auf 5 Gb/s theoretische Übertragungsgeschwindigkeit kommen kann.

Auf der Rückseite, die von einer magnetisch befestigten Filterplatte für den Lüfter dominiert wird, sind weitere Anschlüsse verbaut. Der UGREEN NASync DXP4800 (Plus) verfügt hier über einen HDMI-Ausgang mit 4k-Auflösung bei 60 Hz, einen weiteren USB-A Port mit USB 3.2 Gen 2 mit 10 Gb/s sowie zwei USB-A-Anschlüsse mit USB 2.0, die 480 Mb/s schaffen. Zu unterscheiden sind die Anschlüsse nicht nur an ihren Isolatoren – denn die schnelleren USB-Ports am UGREEN NAS haben blaue Teile verbaut – sie sind auch dankenswerterweise wie alle anderen Anschlüsse auf der Vorderseite ebenfalls beschriftet. Zwischen den USB-Anschlüssen und dem Stromanschluss ist eine kleine Öffnung für den Reset-Taster zu finden sowie zwei RJ45-LAN-Anschlüsse. Diese Ethernet-Ports schaffen beim Model DXP4800 beide 2.5 GBit/s, während das Modell DXP4800 Plus zudem einen davon auf 10GbE aufgerüstet hat.
SSD-Speicherplätze
Die beiden M.2 SSD-Slots für NVMe Speicherkarten sind auf der Unterseite des Geräts unter einer Metallabdeckung zu finden, die mittels zweier Schrauben gelöst werden muss. Hier sind zudem vier Gummifüsschen und das Typenschild angebracht.
Unter der Abdeckung auf der Unterseite des UGREEN NAS sind also zwei M.2 Slots für Solid State Drives im Format 2280 zu finden. Sie sind demnach 22 mm breit und 80 mm lang. Für andere Längeren ist hier kein Platz und auch keine anderen Schraubvorrichtungen zur Sicherung. Die SSD-Slots fassen jeweils Flash-Speicherriegel von bis zu 4 TB Kapazität und die mitgelieferten, dicken Wärmeleit-Pads sorgen für eine passive Kühlung.
Auch sind hier zwei RAM-Slots für DDR5 Arbeitsspeicher verbaut, die OEDCC bedingen und beim DXP4800 Plus auf bis zu 64 GB erweitert werden können, indem zwei 32 GB-Riegel verbaut werden. Von Haus aus kommt das Gerät mit einem 8 GB-RAM-Riegel geliefert. Der DXP4800 NAS ohne Plus kommt ebenfalls mit 8 GB RAM ab Werk und kann bis maximal 16 GB aufnehmen.
CPU und interner Flash
Im Inneren des UGREEN NASync DXP4800 Plus werkelt ein Intel Pentium Gold 8505 Prozessor mit fünf Kernen, sechs Threads sowie einer maximalen Taktrate von 4.40 GHz im Turbomodus. Der DXP4800 indes kommt mit einer Intel N100 CPU mit vier Kernen, vier Threads sowie einem Maximaltakt von 3.40 GHz.
Zudem unterscheiden sich die beiden Modelle in Sachen Flash-Speicher für die Software: Der DXP4800 Plus bekommt hier eine eigene 128 GB SSD für das von UGREEN UGOS getaufte Betriebssystem, während der kleinere DXP4800 lediglich 32 GB als eMMC zur Verfügung hat.
Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Festplatteneinschübe und RAID
Die vier nummerierten Festplatteneinschübe des UGREEN NASync DXP4800 (Plus) bestehen aus Kunststoffschlitten, die auf der Vorderseite des Geräts mittels eines ausgeklügelten Auswurf-Mechanismus entriegelt und aus dem NAS-Gehäuse herausgezogen werden. Zudem können sie mit dem einfachen Schlitz-Schloss verriegelt werden. Das Werkzeug dazu ist im Lieferumfang enthalten.
Um Festplatte in die Einschubschlitten aus schwarzem Kunststoff einzulegen, werden diese mittels einer Taste auf der Unterseite entriegelt und verbreitert, so dass die 3.5 Zoll-Festplatte einfach eingelegt und durch die seitlichen Kunststoffdornen festgehalten wird, sobald man das Gehäuse des Schlittens wieder zusammenschiebt. Die mitgelieferten Festplattenschrauben sind somit gar nicht nötig und eigenen sich vielmehr dafür, um 2.5 Zoll kleine Laptop-Festplatten hier einzubauen. Die vier Festplatten mit einer Kapazität von bis zu 22 TB werden sodann hochkant wieder in das Gerät geschoben, wobei natürlich der SATA-Anschluss nach hinten zeigt.
Um die somit bis zu sechs Datenträger zu nutzen und zu gruppieren kann auf JBOD, RAID0, RAID1, RAID5, RAID6 und RAID10 zurückgegriffen werden. Auch können natürlich alle Platten einzeln als separate Laufwerke, was UGREEN Basic nennt, genutzt werden. Die Festplatten werden von einem einzigen, 140 mm grossen Lüfter gekühlt. Die SSD-Speicher indes werden lediglich passiv durch den beschleunigten Abtransport der Wärme mittels Pads geschützt.
Testeindruck zum UGREEN NASync DCP4800 Plus NAS
Das NAS von UGREEN macht zunächst einen hervorragenden Eindruck, was die Verarbeitung und Qualität an geht. Nichts wackelt oder knarzt. Die Festplatten-Schlitten sind innovativ und einfach gestaltet und benötigen nicht nur meistens kein Werkzeug sondern sind auch intuitiv zu bedienen. Dass die vier Festplatteneinschübe lediglich mit einer simplen Verriegelung vor versehentlichem Öffnen geschützt werden, stört nicht weiter. Andere Hersteller verbauen hier Kensington- oder Bramah-Schlösser, die dann aber auch entsprechend tiefer sind und so zur Grösse des Geräts beitragen. Ob das notwendig ist, bleibt indes fraglich. Wer eine Festplatte mitnehmen will, hat wohl auch schnell mal so ein 4-Bay-NAS unter den Arm geklemmt.
Die Betriebstemperatur des UGREEN NASync DCP4800 Plus liegt bei normaler Benutzung meist unter 50 °C bei der CPU und um die 35 °C bei den vier Festplatten. Eine SSD läuft gerne mal auf 40 °C, wobei alles natürlich auch abhängig von der Umgebungstemperatur ist. Der Lüfter ist im Normalbetrieb recht leise wenngleich zu hören, kann jedoch mittels Software nochmals in einen Leise-Modus versetzt werden.
UGREEN UGOS
Die Software auf dem UGREEN NAS nennt sich, wie bereits erwähnt, UGOS, und läuft immer im Webbrowser. Die Webapp passt sich dabei an den Browser an und läuft auf dem Tablet, Smartphone und Desktop-Rechner tadellos. Daneben können aber auch einfach ein Bildschirm an den HDMI-Anschluss sowie Tastatur und Maus per USB angesteckt werden.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Auffällig ist hier der Aufbau und das Aussehen, dass den Web-Ansichten von QNAP und Synology sehr ähnelt. Angelehnt an den Desktop von MacOS X, GNOME oder KDE haben wir am oberen Fensterrand eine Taskbar und links ein Menü sowie frei anordenbare Icons auf einem Desktop. Alle Apps öffnen sich in Fenster-Ansichten, die verschoben, verkleinert und geschlossen werden können.
Die Software von UGREEN bietet von Haus aus vieles an grundlegenden Funktionen eines NAS, was Einstellungen und Konfigurationen an geht und kann auch auf Deutsch (oder Chinesisch) eingestellt werden. Aber die Übersetzung ist stellenweise so kryptisch, dass ich schnell wieder auf Englisch gewechselt bin.
Neben den notwendigen Einstellungen kann hier etwa auch die Netzwerkverbindung konfiguriert werden, Load Balancing und Port Aggregation inklusive. Zudem kann das UGREN NASync DCP4800 Plus auch eine Netzwerkbrücke herstellen, so dass man an einen LAN-Anschluss des NAS ein weiteres Gerät anschliessen kann und von den schnellen Datenraten des NAS profitiert.
Mehr fehlt jedoch noch
Neben den grundlegenden Einstellungen und Funktionen bietet das UGREEN NAS indes noch wenig. Ja, man kommt per SSH auf die Befehlszeile und kann ein Debian-Derivat nahezu ohne Einschränkungen konfigurieren und erweitern. Auch apt ist etwa verfügbar zum nachinstallieren von weiterer Software. Apps für UGOS jedoch sucht man bislang noch im eigenen Downloadportal mit der Lupe. Gerade mal 16 Einträge sind vorhanden, darunter ein Texteditor für den Browser und eine Such-App, die Bilder mittels Textbeschreibung suchen können soll und dazu eine lokale KI-Funktion nutzt. Das wollte aber noch nicht so richtig funktionieren.

Ansonsten finden wir hier ebenfalls basale Apps, die DLNA-Medienserver, Download-Manager, Foto-Bibliothek oder Backup-Tools bereitstellen. Die Sync&Backup-App indes wollte zunächst auch einfach nicht starten. Jeder Versuch, sie zu öffnen beendet den Browserdesktop und man musste sich neu anmelden. Erst nach einem Update der Firmware und einem freiwilligen Neustart des Systems, der aber von der Software gar nicht erfragt wird, läuft die App.
Docker
Richtig spannend ist indes dann doch die Docker-App, die es erlaubt, in einer graphischen Oberfläche Container zu installieren und auch bequem Images vom Docker Hub herunterzuladen. Das klappt soweit ganz gut und intuitiv. Wer will, kann die docker-compose.yml aber auch statt durch Klicken direkt per Texteingabe konfigurieren. Inklusive NAT und Bridging sowie der notwendigen Volumen und Speicherorte. Verschlüsselung und Virtuelle Maschinen sucht man noch vergeblich, auch sind keine Apps für Smartphones verfügbar und was sonst an Annehmlichkeiten bei den Mitbewerberinnen zu haben ist. Das lässt sich aber alles noch verzeihen bzw. in Kauf nehmen, gerade weil man sich per Docker etwa relativ leicht Nextcloud und einen Nginx-Reverse-Proxy nachinstallieren kann.
Ständig Zustimmen, Datenschutz und Sicherheit
Was aber wirklich nervt, ist dass man ständig den Nutzungsbedingungen von UGREEN zustimmen muss und die Software auch viel nach Hause telefoniert und gar bei jedem Zugriff per Browser Teile von Amazon AWS nachlädt. Das müsste nicht sein. Auch ist keine Zweifaktor-Authentifizierung (2FA) bislang möglich bei den Logins auf dem NAS, die ansonsten bequem in Gruppen und beliebig viele zusätzliche User konfiguriert werden können, die so für die Netzwerkordner in den Protokollen Windows CIFS/SMB oder Apple AFP und NFS sowie WebDav und Rsync bereit stehen. Auch LDAP funktioniert. Die Grundlagen sind also gelegt, viel mehr jedoch noch nicht. An der Software muss UGREEN dringend noch weiter arbeiten. In unserem Testzeitraum kamen jedoch ganze drei Firmware-Updates raus, so dass wir diesbezüglich zuversichtlich sind.
Leistung und Verbrauch
Die Datenraten und die Leistung des NAS sind etwas schwierig zu beurteilen, gerade weil dazu die Testbedingungen nur sehr aufwändig identisch herstellbar sind. Gleich alte Festplatten und SSD gleicher Bauart und vom selben Hersteller, identische Testdaten und keine andere Netzlast zu ermöglichen stellten mich vor grössere Herausforderungen. Mit der Software NAS Performance Tester zeigt sich jedoch, dass das UGREEN-NAS gerade mit dem vergleichsweise grossem RAM und dem schnellen 10 GbE Port super liefern kann. Solange von den 8 GB RAM genügend zum Zwischenspeichern vorhanden ist, sind die Übertragungsraten über 10 GbE sehr schnell und toppen alles. Bei Computerbase gibt es dazu eine ausführliche Vergleichstestreihe.
Ballern wir den Arbeitsspeicher jedoch zu und muss das NAS die Daten direkt auf die Festplatten schreiben, sinkt die Datenrate natürlich wieder. Dennoch ist das UGREEN DXP4800 Plus dank des schnelleren Netzwerkanschlusses immer noch sehr gut dabei. Dafür zieht das NAS aber auch gut Strom und ist kaum je unter 50 Watt zu sehen. Das ist schon arg viel. Mit vier WD Red Plus-HDDs, die per SAS und mit 5200 rpm angesprochen werden, sind beim Schreiben immer noch satte 70 Watt die Regel, was deutlich zu hoch ausfällt. Das mag auch daran liegen, dass sie Intel CPU, selbst wenn sie nichts wirklich zu tun hat, nie weniger als 4400 MHz anzeigt.
Auch das Netzteil ist nicht gerade gut geschaltet. Selbst wenn kein NAS angesteckt ist, bleibt dessen Verbrauch zwischen 1 und 2 Watt. Das muss nun wirklich nicht sein.
Preis und Fazit
Das UGREEN NASync DXP4800 Plus ist seit Ende März 2024 via Kickstarter verfügbar und kommt mit einem Early-Adopter-Rabatt von 40 Prozent. Damit kostet der UGREEN NASync DXP4800 Plus noch 419 US-Dollar statt der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) von 699.99 US-Dollar. Das günstigere, schmalbrüstigere DXP4800 von UGREEN indes ist für 359 US-Dollar statt der 599.99 US-Dollar UVP zu haben. Die Auslieferung soll im Juni 2024 los gehen.
Insgesamt ist der UGREEN NASync DXP4800 Plus Netzwerkspeicher eine tolle Lösung für vergleichsweise wenig Geld. Die Hardware ist sehr interessant, klug designet und kann mit den Geräten von Synology und QNAP problemlos mithalten. Einzig an der Software muss UGREEN dringend noch weiter nachliefern und gerade die App-Vielfalt von QNAP baldmöglichst aufholen. UGREEN hat dazu aber bereits eine Update-Roadmap veröffentlicht. Auch in puncto Sicherheit gibt es noch Nachholbedarf.
Wer aber einen leistungsfähigen Netzwerkspeicher für unter 390 Euro will, der mit 10 GbE und zwei SSD-Slots von Haus aus richtig viel Geschwindigkeit und die Grundlagen eines NAS an Konfigurations- und Einstellungsmöglichkeiten bietet, sollte sich die NASync-Reihe von UGREEN einmal anschauen. Wer mehr als vier Platten verbauen möchte, kann mit dem DXP8880 Plus gleich acht Stück plus die zwei M.2 SSD nutzen, im DXP6880 Pro sechs Festplatten und im Modell DXP480T von eine Flash-Only-Lösung von UGREEN mit vier SSD finden. Diese wird wohl auch in Sachen Stromverbrauch etwas niedriger ausfallen.
Praktisch sind zudem die vielen Anschlussmöglichkeiten, etwa der SD-Kartenleser, so dass man ohne PC direkt eine Sicherung der Fotos aus der DSLR-Kamera oder vom USB-Datenträger machen kann. Wären nur die hohen Stromverbrauchswerte von NAS und Netzteil nicht, könnten die UGREEN NASync wirklich eine gute Alternative zu QNAP, Synology & Co. werden.
Video: UGREEN
Während der Black Friday Week gibt es das UGREEN NASync DXP2800 für 594,99 Euro bzw. SFr., also mit 15 Prozent Rabatt. Gilt bis zum 2. Dezember 2024.
Auch das UGREEN NASync DXP2800 2-Bay-NAS haben wir getestet.