Gaming Review: EGGLIA: Rebirth für Nintendo Switch

Ein Fantasy-Rollenspiel mit viel Japan-Anleihen haben wir auf der Nintendo Switch ausprobiert. Doch EGGLIA: Rebirth von Brownies ist kein komplett neues Spiel. Es ist eigentlich schon seit 2017 auf dem Markt und zwar für Android und iOS. Ob und wie das Konzept auf der hybriden Konsole Nintendo Switch auf geht, haben wir uns angeschaut.
Inhaltsverzeichnis
Worum geht es in EGGLIA: Rebirth?
Die Story ist schnell erklärt: Hauptfigur ist eine Rotkappe namens Chabo, mit der Nummer-Eins-Krankheit aller RPG seit das Genre geboren wurde: Amnesie. Die putzig im Fantasy-Japan-RPG-Stil gezeichnete Figur weiss nicht, was passiert ist und warum etwa seine Hörner abgesägt wurden. Wir werden es im Spielverlauf vielleicht irgendwann erfahren. Egal an dieser Stelle, denn wir treffen auf eine Fee und eine Elfe, die mit uns zusammen in dem rundenbasierten Abenteuerspiel ein Dorf gründen und Ausbauen, allerlei Feinde bekämpfen und so die Story voran bringen. Denn Chabo kann goldene Eier, daher der Titel des JRPG-Adventures, öffnen und die Welt ausbauen, so dass wir neue Schauplätze erkunden, neue Feine bekämpfen und neue Charaktere entdecken können, die dann auch unser Dorf bevölkern können. Soweit, so gut.

Testeindruck von EGGLIA: Rebirth
Zunächst einmal fällt in EGGLIA auf, dass das Spiel zwar über keine Sprachausgabe verfügt und nur englische Texte anzeigt. Daneben gibt es nur noch Japanisch zur Auswahl. Deutsch oder Französisch sucht man in EGGLIA: Rebirth leider vergebens.
Graphik und Sound
Der Bildschirm wird dominiert von einer Graphik, der stark an Legend of Mana erinnert, wie nicht nur uns aufgefallen ist. Das mag vor allem daran liegen, dass der Chefentwickler von EGGLIA: Rebirth nämlich Shinichi Kameoka, der sich als Designer eben auch an Legend of Mana beteiligte. Das mag gefallen oder auch nicht, ist aber auf jeden Fall konsistent und stimmig umgesetzt und birgt nicht all zu aufwändige Animationen oder Effekte. Hier vielleicht ein Erbe aus der Mobile-Version.
Hinzu kommen Soundeffekte, die gut zu einem Anime passen würden und leicht übertrieben sowie etwas zu hoch für meinen Geschmack wirken. Der Eindruck, ein Spiel für jüngere Kinder vor sich zu haben, lässt sich einfach nicht abschütteln.
Steuerung
Die Steuerung ist quasi nicht vorhanden bzw. sehr unterkomplex. A und B-Taste sowie das D-Pad bzw. der linke Analog-Stick sind eigentlich alles, was wir brauchen. Durch Menüs blättern wir mal mit L und R, das war es dann aber auch. Denn wir wählen stets nur aus. Ob Kampf-Aktion, Party-Mitglied, Bauplatz oder mehr: Alles wird nach und nach, Stück für Stück und ohne Zeitdruck ausgewählt. Auch das ist wohl der Portierung des Handy-Spiels von iOS und Android geschuldet, denn auch dort laufen die EGGLIA-Games genau so ab.
Der Touchscreen indes ist auch hier weitgehend ignoriert worden. Es scheint für Switch-Developer allgemein weitgehend Tabu zu sein, den Bildschirm der portablen Nintendo Switch auch zur Eingabe zu benutzen. Für ein Mobile-Game-Port ist das aber dann doch sehr verwunderlich.
Gameplay in EGGLIA: Rebirth
Hier kommt der grösste Schwachpunkt des Games. Die langatmigen, nicht speditiv überspringbaren Dialoge mit etwas krudem Humor und die flachen Charaktere kann man vielleicht noch als JRPG-Fan abtun. Was aber sehr schade ist, die Umsetzung des Kampfsystems. Wir haben in EGGLIA: Rebirth zum Erkunden neuer Landschaften immer klassische, sehr kleine Hexagon-Karten vor uns, auf denen sich Monster, Hindernisse oder Monster-Spawner tummeln. Zug um Zug laufen wir mit Würfelglück mit unserer Party darauf zu, um den Fieslingen den Garaus zu machen, wobei die Gegner arg Misbalanced sind. Entweder die Monster sind sehr leicht zu besiegen oder so schwer, dass man kaum gegen sie ankommt. Dazwischen scheint sich nichts zu finden.
Also müssen wir im Dorf Ressourcen anbauen und Verarbeiten lassen, um unsere Charaktere besser auszurüsten. So sind etwa Pflanzen für Tränke nötig, die kurzfristige Status-Verbesserungen mitbringen, oder Kristalle für Waffen und Naturgeister anbeten für Skills, die einen der fünf unterschiedlichen persönlichen Ressourcen der Charaktere oder deren Eigenschaften verbessern können. Ganz schön viel Auswahlmöglichkeiten jeweils. Zumal wir mit fast jedem neuen Teil der Welt, den wir aus einem goldenen Ei gepellt und erfolgreich vom Bösen befreit haben, ein bis zwei neue Figuren in unserem Dorf eintreffen, die mit uns in die Welt hinaus ziehen können. Natürlich um weitere Eier zu finden und noch mehr von der Welt zu entdecken und so weiter. Und natürlich haben auch alle Charakter ihre eigenen kleinen Hinterrundgeschichten und ihre Nebenquests, die uns Ressourcen oder zumindest Freundschaft einbringen. Ja, genau, denn das Spiel berücksichtigt auch, wie nahe sich die einzelnen Charaktere stehen, die wir da zusammen losschicken. Je näher, desto besser supporten sie einander im Kampf. Interessanter, wenn auch nicht besonders innovativer Ansatz.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Trotz alledem bleibt alles irgendwie sonderbar Flach und irgendwie vorhersehbar. Zwar haben alle Level jeweils eine zweite, herausforderndere Variante im Angebot, aber dabei sind es meist einfach eine Hand voll Monster mehr und das war’s dann auch.
Die Karten wirken insgesamt alle etwas lieblos und auch die vielen Kombinations- und Auswahlmöglichkeiten, unsere Dreiertruppe in den Kampf ziehen zu lassen, machen das nicht wett. Gerade zu Beginn macht das nämlich gefühlt absolut gar keinen Unterschied, mit welchen Viechern wir gegen welche Monster antreten und erst, wenn die Figuren wirklich lange gelevelt wurden und spezialisiert auf bestimmte Elementar-Angriffe sind, lässt sich so etwas wie ein Vor- oder Nachteil gegen manche Gegnerklassen überhaupt ausmachen.
Um bis dahin zu kommen, ist aber viel Ausdauer gefragt und sehr viel Monotonie und endlose Dialoge zu ertragen.
Preis und Fazit
EGGLIA: Rebirth ist für 25.99 SFr. bzw. 17,99 Euro im Nintendo eStore zu kaufen. Das Fantasy-JPRG von Legend of Mana-Designer Shinichi Kameoka auf der Nintendo Switch hat keine physische Version erhalten und kommt mit einer Altersempfehlung von 7 Jahren nach PEGI und 16 Jahren USK daher. Zudem ist EGGLIA wie gesagt auch für iOS und Android Smartphones vom Publisher sowie Developer der Mana-Reihe Brownies schon länger verfügbar.
EGGLIA: Rebirth kommt mit einigen spieltechnischen Schwächen daher und vermag so gar nicht zu überzeugen. Die Story ist lahm und vorhersehbar, die Handlung zäh, die Graphik überzeichnet, die Dialoge nerven und die Kämpfe frustrieren. Die Möglichkeiten zu Leveln, Skills auszubauen und Ausrüstung zu sammeln sind unüberschaubar vielfältig und scheinen doch am Ende kaum Auswirkungen zu haben. Aber vielleicht bin ich einfach nicht die richtige Zielgruppe für EGGLIA. Eingefleischte JRPG-Fans haben vermutlich ihre Freude daran. Gerade wer Brownie Brown bzw. Brownies Mana-Reihe mag.
Da das Spiel aber nicht viel Verbesserungen im Vergleich zur iOS und Android-Variante umgesetzt hat, würde ich aber beinahe empfehlen, das Game mit 684 MB Speicherbedarf von der Nintendo Switch auszulassen und direkt zum mobilen Spiel greifen. Von den Möglichkeiten der Switch-Konsole profitiert EGGLIA nämlich in kaum einer Weise. Wer jedoch immer mal wieder zwischendurch ein oder zwei Züge zocken mag, kommt auf dem Smartphone sicher besser mit dem Spiel zurecht. Auf der Switch stellt sich bei mir zumindest zu schnell Langeweile ein, weil einfach nichts wirklich Neues passiert und die Story das nicht rauszureissen vermag.
Video: Brownies
Interessant. Ist SD4 aka Legend of Mana das Spielen wert. SD2 habe ich geliebt auf dem SNES, aber den dritten Teil habe ich nie fertig gespielt und wusste bisher nicht Mal, dass es einen vierten gab.