So. 14. September 2025 um 7:59

Boulder Dash 40th Anniversary im Kurztest: Neuaufgeleger Klassiker mit eSports-Flair?

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 4 Minuten

Da ich selbst einen Commodore 64 (C64) in meiner Kindheit hatte, ist mit Boulder Dash mehr als nur bekannt. Nach den ersten beiden Teilen hatte ich sogar eine Game-Boy-Version des Klassikers und war fasziniert vom damals eingeführten Action-Puzzle-Genre. Nun kommt die Serie wieder, in einer 40th Anniversary Collection des Münchner BBG Studios wieder und will vor allem ältere Fans der Serie überzeugen, aber auch wieder frischen Wind mit moderner Grafik und mehr in das angestaubte Genre bringen. Gelingt das? Wir haben es auf der Nintendo Switch 2 ausprobiert und sind trotz kleinerer Detail-Schwächen begeistert.

Boulder Dash leutet das Action-Puzzle-Genre in 1984 endgültig ein

1984 erschien das erste Boulder Dash und wurde von Peter Liepa und Chris Gray entwickelt sowie veröffentlicht vom Studio First Star Software. Was als simple Spielidee begann, entwickelte sich schnell zu einem Genre-Klassiker. Spielende übernehmen die Kontrolle der Genre-Kultfigur Rockford, der sich durch brüchige Erde gräbt, Diamanten sammelt und gleichzeitig tödlichen Felsbrocken und feindlichen Kreaturen ausweicht. Das damals wirklich innovative Puzzle-Action-Prinzip war seiner Zeit voraus und fand rasch Fans auf Heimcomputern wie dem Atari 800 oder dem Commodore 64.

 

In den Folgejahren erschienen etliche Fortsetzungen, Portierungen und Remakes. Doch keine Version konnte die Faszination der ersten drei Teile wirklich einfangen, zumindest bis jetzt. Zum 40-jährigen Jubiläum versucht Boulder Dash 40th Anniversary genau das: Die Essenz des Originals zu bewahren und vor allem wieder aufleben zu lassen, sie aber mit modernen Elementen und Technik aufzuwerten. Das merkt man selbst in der Klassiker-Sammlung im Spiel selbst.


Screenshots: PocketPC.ch / Laser

Bloulder Dash 40th Anniversary: Retro-Flair trifft Neuentwicklung

Das von Fans geliebte Grundprinzip ist weiterhin geblieben: Rockford (in so ziemlich allen bekannten Varianten in den vergangenen Versionen) gräbt sich durch Höhlen, sammelt die Diamanten und muss innerhalb eines Zeitlimits den Ausgang erreichen. Auch hier gilt der bekannte Ablauf: Hütet euch vor herabstürzenden Felsen und Gegnern, die euch entweder verfolgen oder auf bestimmten Wegen durchs Level huschen. Auch haben BBG Entertainment sich neue Gegner und Gefahren ausgedacht, die später im Spiel zum Einsatz kommen und so weitere knifflige Passagen bilden.

 

Das Spiel umfasst 60 originalgetreu überarbeitete Levels aus den ersten drei Teilen sowie 180 komplett neue Stages. Hinzu kommen moderne Mechaniken wie wachsende Wände, Teleporter, Amöben und Gegnergeneratoren, die dem Spiel weitere Ebenen im Bereich des “Puzzling” verleihen. Was mir persönlich besonders gut gefallen hat: Der integrierte Level-Editor ermöglicht es, eigene Höhlen zu bauen und Community-Levels herunterzuladen. Das sorgt im Endeffekt für unendlichen Nachschub an Leveln, solange die Community am Ball bleibt. Zudem regt es auch den “eSport”-Gedanken an, Maps für Events und Turniere zu erstellen. Übrigens hatte BBG Entertainment auf der Gamescom 2025 ein kleines Turnier auf der Messe veranstaltet.

 

Kritik gibt es von unserer Seite aus aber erst einmal für die Steuerung, zumindest auf der Nintendo Switch 2. Wir nutzten fürs Spielen erst einmal den neuen Pro Controller, dessen Digital-Steuerkreuz eine mittelschwere Katastrophe ist. Das führt dazu, dass die Bewegungen von Rockford um feste Ecken und Kanten zwar stabil bleiben, aber sobald ihr euch in weichem Terrain bewegt (was zu 95 Prozent der Fall ist) es zu Ausreissern in der Bewegung kommt. Das Problem könnt ihr eingrenzen sobald ihr die normalen Joy-Con der Switch und Switch 2 nutzt, die mit vier einzelnen Richtungstasten keinen obsoleten Spielraum in der Bewegung erzeugen. Auf dem PC ist das Problem durch das Nutzen der Tastatur einfach nicht gegeben.

Boulder Dash 40th Anniversary Test
Der Level Editor ist klasse! Ihr könnt eure Level erstellen und hochladen. So gibt es immer Nachschub. Screenshots: PocketPC.ch / Laser

Grafik orientiert am Alten, aber mit neuem Ansatz – Sound gut

Optisch bleibt das Spiel vom Stil her doch sehr nah am Original: farbenfroh, kantig, aber sauber animiert. Die neuen Welten wirken allerdings mitunter etwas generisch, doch insgesamt ist die Präsentation stimmig. Gerade die moderneren Lichteffekte sehen klasse aus und beleuchten Steine, Wände und die umliegende Erde in schicker, atmosphärischer Farbe. Selbst die verschiedenfarbigen Edeltsteine strahlen ihre Umgebung leicht an.

 

Man merkt aber auch irgendwo den Hang zum “Handyspiel-Style”, den Boudler Dash 40th Anniversary im Test dann doch irgendwo ausstrahlt. Grosse Menüs, bunt aufploppende High-Score-Zahlen, Anzahl von Sternen die euren Level-Abschluss bewerten. Auch die unzähligen bunten Edelsteine haben schon so etwas wie “Candy-Crush-Feeling”. Das ist erst einmal ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber keine Sorge: hier gibt es keine Premium-Währungen oder In-App-Käufe in dieser Form.

 

Ein Highlight ist allerdings der neu arrangierte Soundtrack von Chris Hülsbeck, der den klassischen Charme mit moderner Elektronik verbindet und so durchaus für einen ordentlichen Remix gesorgt hat. Das Original scheint immer mal wieder durch und dürfte ältere Fans beim Spielen dann doch ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern.

 

Eine Sache ist aber auch ein wenig merkwürdig: Die Übersetzung ist nicht in allen Bereichen konsequent oder vielleicht auch so gewollt? Denn die Oberfläche an sich ist deutschsprachig, aber die Namen der Level sind alle komplett auf Englisch. Auch wenn ich damit selbst kein Problem habe, so liest sich das im Gesamtbild doch etwas merkwürdig. Schlimm ist das jetzt nicht, aber vielleicht handelt es sich auch nur um einen kleinen Bug oder so etwas.

 

Übrigens hat uns an dieser Stelle noch die tolle Einbindung der alten Klassiker Boulder Dash 1 bis 3 sehr gut gefallen! Sie sind fast eins zu eins aus dem original übernommen, aber eben an moderne Bildschirme mit deutlich erhöhter Bildrate angepasst worden. Ebenfalls stark: Ihr könnt in den Einstellungen einen Ausgabefilter für CRT-Monitor einstellen, der das Bild exakt auf die Röhrenmonitore abstimmt. Da wird Retro-Zocken einfach zum Gedicht! Natürlich nur wenn ihr besagte Hardware euer Eigen nennen könnt.

Video: BBG Entertainment

Fazit: Toller Fanservice mit Stärken, aber auch kleineren Schwächen

Boulder Dash 40th Anniversary stellt sich im Test als mehr als nur ein oberflächliches Remake dar. Ich halte es in dieser Form tatsächlich für eine kleine Liebeserklärung an das Original und seine Fans. Die Balance zwischen bewährtem Spielprinzip und neuen Inhalten gelingt weitgehend, auch wenn nicht alles perfekt ist. Die Steuerung auf Gamepads ist wirklich schwammig und braucht eine mehr oder weniger lange Eingewöhnungsphase. Gerade das digitale Steuerkreuz des Switch 2 Pro Controllers ist hier nicht optimal, aber das ist halt auch weniger das Problem des Spiels selbst.

 

Boulder Dash 40th Anniversary ist für 19,99 Euro bzw. 19.99 SFr. im Nintendo eStore ohne Altersbeschränkung nach USK und ab drei Jahren nach PEGI erhältlich. Ebenfalls gibt es den Retro-Blockbuster für Microsoft Xbox Series X|S und Sony PS5 sowie auf Steam.

 

 

Stark ist vor allem aber der hinzugefügte Level-Editor. der ähnlich wie in Spielen wie Super Mario Maker 2 oder auch Trackmania einfach für unendlich viele Inhalte sorgt. Zumindest wenn die Community dran bleibt. Zudem könnte das den von BBG bereits auf der Gamescom entfachten eSport-Gedanken noch etwas weiter tragen. Ich persönlich würde mich darüber zumindest freuen.

 

Steht ihr auf Retro und fühlt euch vor allem mit Boulder Dash verbunden, liebt knifflige Arcade-Puzzles und mögt auch den Gedanken eigene Level zu bauen, bekommt ihr hier ein rundes Gesamtpaket mit viel Langzeitmotivation. Gerade bei der enormen masse an unzähligen, bereits vorinstallierten Stages! Boulder Dash 40th Anniversary ist somit ein gelungenes Geburtstagsgeschenk von BBG Entertainment an Rockford.

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