Mo. 30. Juni 2025 um 6:03

Stop Killing Games: EU-Initiative legt noch einmal zu – Bitte unterschreibt!

von Marcel Laser 3 Kommentare
Lesedauer: 3 Minuten

Ihr wollt eure Videospiele auch in Zukunft noch spielen können? Auch nach 20 Jahren noch? Dann solltet ihr euch die EU-Initiative “Stop Killing Games” anschauen und diese bei Interesse auch unterzeichnen. Ziel ist es, dass es in Zukunft verboten sein sollte Spiele wie zuletzt The Crew einfach vom Erdboden verschwinden zu lassen, obwohl die Games von euch gekauft wurden. Zuletzt sah es erst so aus, als wenn die Initiative ihr Ziel von einer Million Unterschriften nicht mehr erreichen würde, aber nun bekommt sie noch einmal einen so richtig heftigen Schub und enormen Zuspruch (nicht nur von uns) aus der gesamten Tech-Bubble im Netz.

Wie ein riesiger Streamer mit Lügen über SKG fast für das Aus sorgte

Eigentlich hat der YouTuber und Streamer namens Jason Thor Hall eine recht beachtliche Reputation aufgebaut. Als Ex-Blizzard-Mitarbeiter und Amazon Games Developer gründete er irgendwann sein eigenes Studio unter dem Namen “Pirate Software”, welches übrigens aktuell sein eigenes Live-Service-Game entwickelt. Unter diesem Namen tritt Thor auch auf den Kanälen von Pirate Software auf YouTube und Twitch auf. Dort wird vor allem über das Programmieren von Spielen gesprochen, Live-Entwicklungsarbeit an Software gezeigt und mehr. Vor rund knapp einem Jahr redete er in einem Video und Stream darüber, und verbeitete sehr irreführend Informationen über die Stop Killing Games Initiative. Zudem dichtete er Dinge hinzu, die rein gar nichts mit der Initiative zu tun haben, um diese als negativ auszulegen. Das geht nun auch aus einem offiziellen Statement des Mitinitiators und Sprechers der Kampagne, Scott Ross, in seinem Video hervor.

 

Dort geht der Gründer auf die Punkte von Thor ein und nimmt diese nach und nach auseinander. Auch die frei erfundenen Anschuldigungen. Allerdings war der Schaden durch Pirate Software bereits angerichtet und die Kampagne ebbte ab. Kurz vor Abschluss Ende Juli drohte die Initiative nun ihr Ziel von 1’000’000 Unterschriften deutlich zu verfehlen. Durch das Video von Scott und einem riesigen Zuspruch bekannter und grosser YouTuber wie SomeOrdinaryGamer, Gamers Nexus, penguinz0 (Charlie) und vielen weiteren, nimmt die Initiative wieder deutlich an Fahrt auf und hat in wenigen Tagen mehrere 100’000 zusätzliche Unterschriften hinzugewonnen. Zwar steht diese zum aktuellen Zeitpunkt des Schreibeins bei circa 650’000 Unterschriften (circa 65%), doch sollte das Momentum weiter anhalten, könnte hier das Unmögliche wieder möglich werden.


Stop Killing Games: Was will die Initiative bei der EU erreichen?

Um es einmal recht kurz zu halten: SKG will vor allem, dass ihr eure gekauften Spiele auch noch nach vielen Jahren des Kaufes weiter spielen könnt. Bestes beispiel war kürzlich das Spiel “The Crew” von Ubisoft, das überraschend vergangenes Jahr eingestellt wurde. Brisant an der Geschichte ist vor allem der Punkt, dass das Spiel zwar einen Single-Player-Modus bietet, der aber nur funktioniert, wenn sich The Crew mit den Servern von Ubisoft verbinden konnte. Das geht nun natürlich nicht mehr. Selbst wenn ihr die physische Version des Spiels besitzt, könnt ihr nicht mehr spielen. The Crew ist damit tot und da Ubisoft keine Möglichkeit anbietet, es in irgendeiner Form weiter zu benutzen, habt ihr selbst mit einer physischen Version – trotz Einzelspieler-Modus – nur noch Plastikschrott da liegen. Euer ausgegebenes Geld ist damit auch weg, also ist es so oder so, aber nun ist eben auch der Gegenwert verschwunden.

Ein weiteres – sehr schreckliches – Beispiel, ist das Entwicklerstudio Blizzard Entertainment, welches übrigens mittlerweile zu Microsoft gehört. In allen Spielen, die ihr von dem Unternehmen kauft, unterschreibt ihr eine Lizenzvereinbarung in den Games, die es Blizzard dazu berechtigt, euch die gekauften Spiele jederzeit ohne jedweden Grund wegzunehmen. Das hat natürlich einen Grund, denn wenn die Server von WoW, Diablo 4 oder Overwatch einmal abgestellt werden, sind auch diese Spiele komplett verloren. Selbst die Solo-Kampagne von Diablo 4 lässt sich ohne eine Internetverbindung zu den Blizzard-Servern nicht spielen und dann ist es weitaus angenehmer euch die Spiele wegzunehmen, für die ihr massig Geld hingeblättert habt.

 

Also will Stop Killing Games an dieser Stelle ein total wildes Konzept etablieren, das wirklich völlig absurd klingt: Spiele, die ihr kauft, sollen in erster Linie auch euch gehören. Krass oder?

Stop Killing Games will in Zukunft erreichen, dass Publisher und Developer einen Plan-B erarbeiten, wenn ein Spiel sein “End-of-Life” erreicht hat. Es geht vor allem darum, dass Menschen, die ihre Games gekauft haben, auch noch nach 20 Jahren diese in eine Konsole einlegen oder am PC spielen können. Das ist nicht nur nachvollziehbar, sondern soll auch Rechte im Bereich der Erhaltung von Videospielen in der Zukunft stärken. Gaming ist mittlerweile ein Kulturgut und vor allem Retrospiele sind es wert auch weiterhin erhalten zu bleiben.

 

Und es gibt sehr gute Beispiele aus längst Vergangenen Tagen dafür: Old School Runescape oder auch Ultima Online laufen auf privaten Servern, da die Möglichkeiten an die Fanbase weitergegeben wurden. Oder wenn wir ein wirklich tolles Entwicklerstudio nennen sollen: Arenanet betreibt Guild Wars 1 nach über 20 Jahren immer noch und lässt die Community eigens erstellte Events austragen. Arenanet sagte selbst “Guild Wars 1 könnte für immer laufen”. Ein wirklich schöner Gedanke, für alle Fans!

 

Erreicht die Initiative bis zum Auslaufen Ende Juli 2025 eine Million Unterschriften, dann MUSS sich das EU-Parlament damit beschäftigen und sich auch die Gründe für die Initiative anhören. Das kann sich auch für Gaming-Fans ausserhalb von Europa lohnen, denn die EU hat als eine der wenigen globalen Regulierungsmächte die Kraft weltweiten Einfluss auf Hersteller auszuüben. Das haben wir bereits bei Apple und dem USB-C-Zwang durch die EU erlebt oder musste Apple sogar RCS unter Druck der EU einführen.

 

Sollte Stop Killing Games also Erfolg haben, wird es beim Erreichen neuer Gesetzgebungen dazu kommen, dass vermutlich alle Fans eines der tollsten Hobbys der Welt auch in Zukunft nicht mehr Angst haben müssen, dass ihre Spiele nicht mehr funktionieren. Kommt ihr also aus der EU, dann unterzeichnet diese grossartige Kampagne und helft uns allen, die Rechte der Konsumierenden in Zukunft zu stärken.

 

 

Quelle: Scott Ross, Stop Killing Games

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3 Antworten zu “Stop Killing Games: EU-Initiative legt noch einmal zu – Bitte unterschreibt!”

  1. Schnapsbrenner sagt:

    Schade, dass der allgemeine EU Login nicht für die Petitionen geht. Ist aber trotzdem schnell unterzeichnet.

  2. bj4 sagt:

    20 Jahre? Halte ich für komplett unrealistisch. Solche Forderungen machen zudem kleine Spieleschmiden zunichte, die können sich so einen Support nie und nimmer leisten. Dazu wird dann auch noch eine massive Preiserhöhung kommen, ich höre die Leute jetzt schon jammern. Ich unterschreibe sowas sicher nicht, erst recht nicht weil ich nicht will das irgend eine Regierung in die Privatwirtschaft eingreift.

  3. Marcel Laser sagt:

    Das ist falsch, da bist einigen Fehlinformationen aufgesessen. In Stop Killing Games geht es mit KEINEM WORT darum, dass die Entwickler den Support lebenslang oder 20 Jahre und mehr aufrechterhalten sollen. Das steht da mit keinem Wort drin. Bitte erst mit den Forderungen auseinandersetzen und verstehen was wirklich gefordert wird.

    Das Witzige daran ist: Es steht sogar in Großbuchstaben in der Petition, dass die Initiative NICHT FORDERT, dass entwickelnde Studios den Support für die Spiele aufrechterhalten müssen. Warum erzählen die Leute so einen Mist? Das sieht man sogar im Video von Scott. Bitte mit der Initiative auseinandersetzen und keine Missinformationen in die Welt setzen.

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